All Articles

DACKELKRIEG - Ein Roman von Ada Blitzkrieg

“Ich würde einfach zurück zu Mutter aufs Land ziehen, so lautete der Plan. Dort wäre ich sicher vor Shitstorms und würde mich im Falle eines wütenden Lynch-Mobs mit ihrer 80er Jahre Rüstung aus Schulterpolstern und Birkenstocksandaletten mit dem vier Meter langen Quittenpflücker aus dem Keller heraus zu verteidigen wissen.”

Autor: Ada Blitzkrieg Herausgeber: Ada Blitzkrieg Formate: epub, mobi, PDF Sprache: Deutsch Auflage: 2012

alt

DACKELKRIEG – Rouladen und Rap, der autobiographische Roman von Ada Blitzkrieg, ist die skurille Geschichte einer typisch untypischen Jugend in den 90er Jahren. Voller Komik und Selbstironie erzählt die junge Autorin schonungslos von ihrer Kindheit auf dem Land aus einer Zeit, als Winterjacken noch “Anoraks” hießen und Helmut Kohl der König des “geweihten Landes” war.

Irgendwo zwischen Frankfurt und Köln spielen sich bizarre Szenen ab: Ein kleines Mädchen das durch einen Inline-Skate Unfall ihr Selbstbewusstsein verliert, wird von einer Herde Pferde böswillig attackiert und zerbricht in einer Welt voller Selbstzweifel und Egomanie. Immer im Kampf gegen die Absurdität der eigenen Mutter, die in den Augen der Autorin eher einer “Wachsfigur aus Fleischgelee” gleicht, als einer ernstzunehmden Erziehungsberechtigten, findet Ada dann doch ihren ganz eigenen Weg der Rebellion und blickt inzwischen auf die erschreckende Gesamtsumme von 4800 gestohlenen Sauren Schnüren zurück. Kein Wunder, dass die Akneproblemen nicht lange auf sich warten lassen und der Körper der Autorin sich in der Pubertät grotesk verformt. Das Mädchen ist nicht nur eine fresssüchtige Schulschwänzerin, sondern auch eine Aufmerksamkeitshure, die sich an den nächstbesten verschenkt, der über ein beleuchtetes Display verfügt.

Heute, mit siebenundzwanzig Jahren, hat sich Ada Blitzkieg nicht nur eine Katze und ein Rezeptbuch zugelegt, sondern sich auch in den Kopf gesetzt an Weihnachten alles das zurückzuerobern, was ihr zusteht: Frieden und Harmonie. Notfalls eben mit Gewalt. Ob dieser Plan aufgehen wird?

Wieso fängt ein siebenjähriges Mädchen wegen König der Löwen an zu trinken? Und trägt der blaue Wellensittich Coco wirklich die Schuld an der Demenz der Großmutter? Ob im Reformhaus oder im Discountsupermarkt, dieser Roman vereint Humor und Tragik auf eine mitreißende Weise.

Ada Blitzkrieg entwirft ein neues Bild des Schriftstellers, indem sie es in die Welt der digitalen Gesellschaft übersetzt.

(FAZ)

Das erste Buch der begabten Autorin Ada Blitzkrieg handelt von Pferden, Geschlechtsorganen und dem guten Gefühl ganz bei sich zu sein.

(Sybille Berg)

Wenn ich hundertprozentig sicher wäre, dass Ada Blitzkrieg wirklich ein Mensch wäre, würde ich sagen, Ada Blitzkrieg ist der beste Twittermensch.

(Casper)

Leseprobe:

Mit Dreizehn muss ich ziemlich schwer Akne gehabt haben, zumindest entnehme ich das den kindlichen Aufzeichnungen in meinem Tagebuch, das eigentlich “Nächtebuch” hätte heißen müssen, denn nach der Schule schlief ich nur noch, weil ich mich in meiner Haut einfach nicht mehr so wohl fühlte. Mir wurde klar, dass da wohl ziemlich was im Argen liegen musste, als Mutter eines Tages ein “ernsthaftes Gespräch” mit mir führen wollte, vor denen sich Kinder vollkommen zurecht fürchten. In “ernsten Gesprächen” geht es immer um Tod, Sex, Scheidung oder eben Akne. Bei mir war es Akne.

„Die Akne kommt von deinem Vater!“

„Kann er sie dann nicht wieder weg machen?“

„Ich meine, er hatte auch Akne.“

„Ach, ist er deswegen heute so?“

„Er hatte auf jeden Fall auch Probleme damit.“

„Toll, und jetzt hat er mich auch angesteckt, um sein Leid unsterblich zu machen? Die Rache der Akneopfer. Die Spirale der Eitergewalt muss sich weiter drehen, ja?“

„Akne ist nicht ansteckend.“

„Blödsinn. Ich hab ja welche!“

„Ja.“

Es folgten unzählige Arzttermine. Aber weder der rumänische Wunderheiler, noch die tranreichen Pasten des Inuit-Doktors, noch der Laserspezialist der NASA konnten mir helfen. Doch dann zeichnete sich ein kleiner Hoffnungsschimmer am Pustelhorizont ab: Der ortsansässige Hautarzt war ein geschlechtsloses Wesen ohne spezielles Alter und ohne nennenswerte äußerliche Merkmale. In der Praxis roch es immer nach einer Mischung aus Desinfektionsmitteln und Arsch. Ich entblößte meinen verkraterten Rücken vor dem studierten Dermatologen und es herrschte einige Zeit bedrückende Stille im Behandlungszimmer des Spezialisten. Ich starrte das Gemälde mit den expressionistischen Klotzpferden an und wünschte mich an einen Ort, an dem ich mich wohler fühlte: In ein Schlachthaus oder in den Altgriechischunterricht, erste Reihe, Mittelgangplatz, direkt vor dem Lehrerpult. „Du kannst deinen BH ruhig anlassen, Ada!“ Das war mir nun aber wirklich peinlich. Ich schämte mich sehr.

Der Arzt drückte so lange aufgeregt an meinem entzündeten Ekelrücken herum, bis wir beide knietief in dem von mir produzierten Wund- und Eitersekret standen und uns ratlos anschauten. Ein Plan musste her, der mehr beinhaltete, als mich auf den Boden seiner einfallslos möblierten Hautarztpraxis zu entleeren, das war uns beiden klar. Und Mutter, die auf dem Gaffer-Stuhl der Nichtpatienten thronte, wie eine Wachsfigur aus Fleischgelee die Socken strickte, während ich mich langsam leerte, wusste es auch.

Ich solle ab sofort unter die Sonnenbank gehen, so lautetet die Fachmeinung zu meinen Kratern und Beulen, aber immer nur kurz und auch nicht zu oft, wegen meines Hauttyps, und weil ich dann vielleicht auf dem Gymnasium nicht mehr so leicht von den anderen Mitschülern akzeptiert werden würde. Dafür würde ich - und das war die gute Nachricht - im Rahmen der Solarium-Therapie in der In-Diskothek Carambar donnerstags, wenn es mal wieder hieß “Flotter Dreier - Drei Getränke zum Preis von Einem”, sicherlich den ein oder anderen Cocktail von einem netten Polohemdträger spendiert bekommen. Der studierte Dermatologen schaute auf seine Flik Flak Uhr. „Wer braun ist, ist auch willig, Ada. Pass also auf dich auf, mein Kind! Alles Gute für dich und deine liebe Frau Mama. Gott segne euch beide!“ Das alles sagte mein Hautarzt an diesem Tag zu mir. Und er bat mich mitzuschreiben und holte noch weiter aus, während die infektiöse Suppe weiter aus meinem offenen Rücken auf den Praxisboden lief. Hier, da hätte er eine besonders starke Aknesalbe, die ich vor dem Schlafengehen auf mein Gesicht und auf die betroffenen Stellen am Rücken auftragen solle. Also in meinem Fall den gesamten Rücken, wenn nicht sogar noch mehr.

Bei Aknesalben heißt es immer nur die “betroffenen Stellen”, weil die Pharmaindustrie zu faul ist die Packungsbeilagen für Aknepatienten zu personalisieren. Es gibt bei Scheidenpilz ja schließlich auch nicht die “betroffene Stelle”, sondern nur “die Scheide”. Aber Medikamentenkäufer sind ja ohnehin keine Premiumkunden, denn sie sind krank und sterben bald, so dass sich sprachliche Finesse in der Regel nicht mehr bezahlt macht. Und Aknepatienten sind sowieso nur zweite Wahl, weil ihre Verpackung nach nichts aussieht."

Den Roman bei Amazon kaufen.

Published 15 Dec 2012