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Wohnungssuche in Berlin

Auf der Beschissenheits-Skala der Dinge, die mein Leben ficken, findet sich derzeit Wohnungssuche in Berlin ungeschlagen auf Platz 1. Wohnungssuche trägt Tennissocken und hat sich unter der Vorhaut nicht gewaschen. Wer mein verbales Rumgewichse und Gejammer auf Facebook oder Twitter verfolgt, hat bestimmt das ein oder andere Mal mitbekommen, dass ich die verschiedensten Aufrufe für Wohnungssuchen gestartet habe, die immer mehr frustrierten. Übrig bleibt eine ratlose Ada Blitzkrieg. Alter, wieso findet man in ganz fucking Berlin keine korrekte Wohnung?

 

Vorweg: Was wir suchen.

Eine Wohnung in den Bezirken Kreuzberg, Neukölln oder Mitte. Auf jeden Fall Altbau mit hohen Decken. Da ich einen sehr ausgepräten und sexuell motivierten Bodenbelag-Fetisch besitze, sollte der Bodenbelag optimalerweise aus Dielen oder Parkett bestehen. Kein Ergeschoss. 2-3 Zimmer. Und irgendwas zwischen 60 und 120qm. 

 

Die Vorgeschichte.Warum ich ausziehen möchte?

Weil ich in der Simon-Dach-Straße wohne. Die Wohnung, die nur als Zwischenlösung zu einer größeren Bude gedacht war, entpuppt sich als Endstation. Alle paar Minuten klingeln betrunkene Franzosen, Menschen sitzen nachts auf meiner Fensterbank und können ihren Mageninhalt nicht bei sich behalten, und wenn ich schlafen möchte, unterhalten sie sich über Hornbrillen oder vegane Kunst. 

 

Da die Wohnung halb unterirdisch liegt, findet auch kein Licht den Weg zu mir. Ich verharre regungslos über meiner Arbeit. Als Freelancer hänge ich mehr als andere Menschen in den eignen vier Wänden ab, denn ich muss ja arbeiten, denken und kreativ sein. Das Leben dort macht meine Haut aschfahl. Wenn ich das Haus dann doch mal verlasse um Softdrogen, Zigaretten oder Fastfood zu kaufen, sehe ich hinsichtlich des gleißenden Lichts erstmal mehrere Stunden nichts. Wenn meine Augen sich endlich an die Helligkeit gewöhnt haben, ist es meist schon dunkel.

 

 

Jeder zieht derzeit nach Berlin. Jeder möchte eine tolle Wohnung. Die meisten Menschen verdienen regelmäßig Geld. Ich bin Freiberuflerin und meine Elternbürgschaft ist nichts wert, denn meine Eltern sind keine Düsseldorfer Bonzen. Mein Freund fährt regelmäßig Geld ein, aber das scheint derzeit auch niemanden zu interessieren. Wir wären die perfkten Mieter, wenn man uns denn lassen würde.

 

"Warum holst du dir keinen Makler?", fragen sie. "Weil ich es liebe mit 300 hässlichen Menschen auf Wohnungsbesichtigungen in einem 10qm Zimmer zu stehen und fremden Schwanz zu riechen." 

Bei den wenigen Wohnungen, die nicht über einen Makler vermittelt werden, sondern über den Vormieter, gibt es keine Maklergebühr und dementsprechend viele Interessenten, unter denen immer einer dabei ist, der besser verdient. Das ist die goldene Faustregel für die Wohnungssuche in der Hauptstadt.

 

 

Als ich vor drei Jahren nach Berlin gezogen bin, war es bei weitem noch nicht so schwer Wohnraum zu finden. Die Bedingungen verschärfen sich von Jahr zu Jahr. Einige Bezirke gentrifizieren sich tot. Wohnungen in angesagten Bezirken wissen um ihren Wert. Bei Weitervemittlung verlangen die Vormieter unverschämte Preise für die Übernahme bestimmter Dinge, damit sie im Gegenzug den Interessenten beim Vermieter vorschlagen. Was schon alles vorgekommen ist;

- Für einen Anstrich von vor 4 Jahren noch 1000 Euro verlangen

- Für einen alten Küchentisch "mit Geschichte" 500 Euro

- Für zwei in der Wand befestigte Bretter ("Bücherregal") 200 Euro

Die Liste könnte ich ewig weiterführen. Ich habe Lust auf eine Wohnung, aber ich habe keine Lust mich verarschen zu lassen. Ich bin gerne bereit für bestimmte Dinge zu bezahlen, aber ich finanziere niemandem den Umzug. Hier gilt es abzuwägen. Wer einen fairen Preis für Arbeit oder Gegenstände verlangt, wird nicht mit Hass überschüttet. Mich ärgert es unglaublich, dass es Menschen gibt, die diesen vollkommen überzogenen Preis für genannte Dinge zu zahlen, statt kollektiv NEIN zu Menschen zu sagen, die um jeden Preis versuchen aus der Not anderer Menschen zu profitieren. Nein, nein, das ist nicht der Kommunismus!

 

 

Zwischendinger gibt es nicht mehr. Entweder sind Wohnungen total veloddert, voller Schimmelpilze, Leichenflecke oder über Fischbuden und Prügelkneipen, oder sie sind totrenoviert. Ich habe die wenigen schönen Wohnungen, die ich mir in den letzten Jahren angesehen habe, nicht vergessen können und hatte das Glück bis vor einiger Zeit in einer phänomenalen Wohnung leben zu dürfen. Ein Glücksgriff. Ich gebe die Hoffnung nicht auf eine bezahlbare Wohnung zu finden, die nicht einen Monatslohnmiete als Courtage kostet. Makler sind für mich die allerletzten Menschen.

 

 

Wenn Ihr Tipps für die Wohnungssuche habt, wenn Ihr auch frustriert seid, wenn Ihr Ideen habt, oder glaubt etwas zu wissen, wenn Ihr eine Wohnung habt die frei wird oder Eure Mutter gerade auszieht, dann meldet Euch. Informationen & Angebote gerne an mich.

 

Published 22 Aug 2011