10 Erkenntnisse über Frankreich
1. Unterschätze niemals das Meer!
Es ist doch so, egal wo man sich aufhält, man wird immer gewarnt, dass man die Flut und den Gezeitenunterschied nicht unterschätzen soll. Dann nickt man wissend und denkt sich innerlich, man sei natürlich jung und fit und flink wie ein Wiesel und dass einen das alles nichts angehen würde. Und dann wird man in der Regel irgendwo eingeschlossen und muss vollbekleidet und mit Smartphone in der Hosentasche zum Strand zurückschwimmen. In der Bretagne beträgt der Unterschied des Wasserstandes bis zu 15 Metern. Das ist impressiv. Man kann bei Ebbe also zu “Inseln” laufen, und über Stellen, die sich normalerweise tief unter der Wasseroberfläche befinden. Wir wanderten also bewaffnet mit Crevetten-Körben und Kechern durch algenvermatschte Felsen um Krebse zu jagen und behielten die schnell steigende Flut im Auge. Als wir beschlossen langsam und gemütlich zum Strand zurückzuklettern, waren wir bereits auf den Felsen eingeschlossen. Im Rücken eine hohe Mauer auf den Klippen, die ein imposantes französischen Privatanwesen vom spröden Meer trennten. An beiden Seiten der Klippen unpassierbare Passagen. Die Bewohner des Anwesens haben es locker genommen. Immerhin wurden wir nicht nass.
2. Alles schmeckt
Es ist wahr, die Qualität französischer Speisen ist weitaus hochwertiger als die vergleichbarer deutscher Produkte. Damit meine ich nicht nur hochpreisige Lebensmittel, sondern schier alles was man bekommt. Dabei ähneln die Preise denen der deutschen Waren. Die Frage lautet also nun: Warum?
3. Crêpes sind überschätzt
Crêpes, ja die sind lecker. Und klar, in Frankreich bekommt man die Teiglappen hauchdünn und aus besseren Zutaten hergestellt (siehe 2.). In Creperien kosten die Teile allerdings ziemlich viel (mit Schokocreme 4 Euro) und sättigen nicht wirklich, so dass man für eine angenehme Sättigung mindestens drei Glutenmonster wegcocken müsste. Der geheime Star also, und das ist eine wichtige Erkenntnis, sind Galettes. Die Puppen schmecken herzhafter, bestehen aus Buchweizen und werden mit deftigen Zutaten belegt. Ein Klassiker in der Bretagne ist der Galette Complète mit Spiegelei, Schinken und Käse.
4. Kochen: Je einfacher, desto besser!
Wenn die Qualität der Zutaten stimmt, gibt es nichts befriedigenderes als einfache Rezepte. Die meisten Abende haben wir damit verbracht hausgroße Käseplatten herzurichten, Baguette zu zerreissen, guten Wein zu kippen und komplette Fische (Sardinen) auf den Grill zu werfen, die lediglich gesalzen wurden und dann nachher mit den Händen, unausgenommen, zerpflückt wurden.
5. Die Sonne ist in jedem Land ein Arschloch!
Klar, die Sonne macht tolle Sachen wie Blumen zum Wachsen zu bringen, Wärme spenden und für gute Laune zu sorgen, aber sie richtet auch brutale Schäden an. Besonders auf hellhäutigen Menschen. Besonders beim Cabriofahren. Und besonders an mir. Daher habe ich es mir abgewöhnt nach dem Urlaub meinen Fun anhand der Bräune zu messen, sitze lieber im Schatten und kleide mich adäquat.
5. Spinnen können auch Kunsthandwerk
Ich möchte eigentlich keine Werbung für Typen machen, die ich auf den Tod nicht ausstehen kann, aber dieses Gebilde war einfach zu gelungen.
6. Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Autobahn ist gut
Freiheit ist natürlich ein hohes Gut, na klar, was aber, wenn einem diese Freiheit im Grunde keinen Vorteil bringt, ausser unendlichen Stress und viele Gefahrensituationen? In Frankreich fahren alle irgendwas zwischen 110 und 130 km/h. Das sorgt dafür, dass die Differenz zwischen den Geschwindigkeiten und Fahrstreifen nicht besonders hoch ist und es faktisch zu weniger Gefahrensituationen kommt. Selbst anrollende Fahrzeuge haben eine ähnliche Geschwidigkeit. Der Verkehr stockt und beschleunigt weniger. Ich nehme an, dass es sich bei einer längeren Fahrt eher positiv auf die Gesamtfahrdauer bei gleicher Strecke auswirkt - bloß weniger gefährlich und weniger stressig.
7. Deutsches Brot ist falscher Stolz
Jedes Mal im Ausland schätze ich die lokalen Bäckereien für ihre Backkunst. Ob San Francisco, Bretagne oder Italien - mir schmeckt das Brot im Ausland meistens wesentlich besser als das vereinheitlichte Filialaufbackbrot oder -brötchen der verschissenen Deutschen, die nur ihre Ketten wie KAMPS oder was auch immer haben. Bemerkenswert auch, dass es hier kaum mehr Bäcker gibt, deren Brote nicht wie die Klumpen aus dem ALDI-Brotregal schmecken. Wir haben in Frankreich fettige Crossaints, Baguettes und alle Tartes und Teilchen gelobpreist. Die Papiertüten waren fettdurchtränkt. Wir lächelten zufrieden.
8. Austern sind kein hochpreisiges Essen!
Austern bekommt man in Frankreich im Supermarkt in guter Qualität zu einem überraschend niedigem Kilopreis von 6 Tacken. Die Boys waren beim Essen noch lebendig, köstlich frisch und man muss sich dort nicht ins ätzende KaDeWe zu 60jährigen Immobilienmaklerinnen mit Shortcuts setzen, sondern kauft sich für 2 Euro ein Austernmesser im Supermarkt und knackt die Teile auf dem Rasen vor dem Haus. Angeblich kostet in Deutschland ein einigermaßen brauchbares Austernmesser an die 20 Euro. So viel dazu. Zu den Austern trinkt man einen schönen Rieslingsekt oder einen Champagner und gruselt sich ein bisschen.
9. Cider!!"
Cider!!!
10. Franzosen sind anders
Franzosen haben eine andere Mentalität. Zumindest in der Bretagne. Und ja, jeder auf der Straße trägt ein Baguette mit sich. Das mag allerdings daran liegen, dass die deutschen Brote oder Toasts kleiner sind und in den Taschen ungesehen verschwinden können. Es wird viel gestarrt. Es ist alles sehr langsam. Die Menschen bewegen sich reptilös. Aber das ist in Ordnung.