Berlin Festival 2011
Dank den Freunden der INTRO Redaktion machte ich mich Samstagnachmittag auf den Weg zum Berlin Festival 2011. Wie immer im dörflichsten Brackteil von Berlin Tempelhof gelegen, strahlt das alte Flughafengebäude diese epische Hässlichkeit aus, die zum einen berunruhigend, und zum anderen dunkel besänftigend wirkt.
Dieses Jahr sind es drei Bühnen, die sich auf die Hangar verteilten. INTRO stellte die Hauptstage. Passend zu Beirut konnte ich mit meinem VIP Bändchen das Gelände betreten, zeitintensiv im "Betreten verboten Teil" des alten Flughafengebäudes in eine Art Schulsport-Umkleiderraum (mit STUFF ONLY VIP Schriftzug in Schreibschrift an der Tür) abpinkeln und hatte sogar noch Zeit eine Stunde auf meine Begleitung angepisst zu sein, die durch den normalen Eingang kam. Wir hatten vorgetrunken.
Das Gelände ist groß, beherbegte ein Autoscooter, 5 Bierstände, einen Pizza.de Stand, der das ganze Festivalgelände mit seinen unmöglichen gelben Werbeaufdruckballons verunschönerte. Atmosphärisch natürlich in keinster Weise mit der liebevollen und verspielten Dekoration des Geländes zu vergleichen. Das Line-Up konnte dafür natürlich einiges. An diesem Tag schauten wir Beirut, Pantha du Prince, Boys Noize, Casper und The Bloody Beetroots Death Crew 77.
Und plötzlich stehen gefühlte zehn Millionen Menschen vor der INTRO Stage und tanzen wie Schulkinder auf Klassenfahrt nach Früchtebowle und Sportzigarette auf Boys Noize.
Plötzlich ist alles ganz still. Die Menge hört auf zu tanzen. Der Sound ist weg. Nur der DJ merkt nichts, denn seine Kopfhörer arbeiten weiter. Er feiert sich weiter. Fordert die Menge zum Tanzen auf. Unangenehm. Ich hasse die Welt so dafür, dass niemand dem Franzosentyp da vorne mal ein Zeichen gibt. Mehrere Minuten. Dieses Fremdscham werde ich einfach nie los.
Auf der hintersten Hangarbühne legte Casper eine schöne Show hin. Ein bißchen Heulpotenzial und ein paar wunderschöne Momente als er die Menge mit Worten zerteilt und dann die Massen in einer hellen Lichtermeerexplosion zusammentreffen lässt. Seine Begleitung umarmen. Sagen, dass man sich freut da zu sein. "Schön, dass du da bist!". Momente des Glücks.
Dann mein persönliches Highlight des diesjährigen Berlin Festivals: The Bloody Beetroots - Death Crew 77 mit monumentalem Bühnenbild. THE CHURCH OF NOISE. Gut, die Idee mit den Masken und des Messencharakter ist nicht neu. Aber diese absolut geile Komposition aus totaler Verausabung auf der Bühne, Elektroorgel, Death Metall Electronica Fummlerei und einer Lightshow mit weißem Licht ist absolut sehenswert. Wir haben getanzt bis zum Ende der Show und haben das Gelände mit Nahtoderfahrungsgesichtern und totaler Erschöpfung verlassen.
In der U-Bahn auf dem Rückweg war es dann so eng, dass ich jetzt doch besser mal einen Schwangerschaftstest mache. Immer wieder gut, wenn man irgendwann lange schwarze Haare zwischen den Fingern hat und selber blond ist.