Beschauliches Berlin
Der letzte schöne Tag dieses Jahr. Die Sonne schmilzt mal eben mein Gesicht weg und wir entschliessen uns eine kleine Safari ins direke Umland der Innenstadt zu wagen. Was ist eigentlich dieses "beschauliche Berlin" von dem RTL bei Schwiegertochter Gesucht immer spricht? Was Martin Sonneborn schon für seinen Doukmentarfilm Heimatkunde 2008 wagte, 18 Jahre nach Wiedervereinigung, soll für heute unsere größte Herausforderung werden.
Unser Safariwagen ist offen und für den absoluten Notfall haben wir Zigaretten und Schokolade mit um die aufgebrachten Einheimischen zu besänftigen.
Sowieso episch: Berlin. Diese Weltmetropole. Mitten im Nichts. Nicht mal Nichts. Brandenburg. Fährt man am Stadtrand entlang, kann man Brandenburg schon spüren. Durch und durch. Nach Tanztees und Landgasthäusern, Deutschlandflaggen, Randbezirken und Schrebergärten, fand sich Glückseeligkeit.
Die Tour: Friedrichshain - Rummelsburg - Köpenick - Mahlsdorf - Hellersdorf - Marzahn - Eiche - Wartenberg - Malchow - Heinersdorf - Pankow - Reinickendorf - Spandau - Potsdam - Großbeeren - Blankenfelde - Schönefeld - Friedrichshain
Kaum haben wir die innere Stadtgrenze Berlins verlassen, biedern sich uns Hundertschaften von mobilen Rentnern auf Rollatoren, Caddies und sonstigen fahrbaren Altentransporten an. Hier muss niemand mehr laufen. Wie vesprochen ist hier alles beschaulich. Die Rentern leben nicht in Armut. Hier besteht kein Handlungsbedarf. Rentnerland. Wir wurden Zeuge eines illegalen Krankenfahrstuhlrennens.
Was hier gut läuft: Nagelstudios, Fettkliniken, Tattoostudios. Nahezu 90% der Bevölkerung sind hier beschäftigt um dem NPD-Vorstand French Nails zu machen.
Pferde sind niemals Kunst, Randbezirke!
Die Menschen hier sind relativ einfach gestrickt. Man weiß nie so recht wo vorne und wo hinten ist, deshalb kommt es teilweise zu unangenehmen Sitiuationen, wenn man durch Klickgeräusche mit den Einheimischen Kontakt aufnehmen will.
Großes Bockbierfest oder die 90er MEGA PARTY mit Brooklyn Bounce auf der Trapprennbahn? Man möchte sich nicht entscheiden müssen.
Ein ansehnliches Potpourri der Sozialschichten: Global hinterm Kastanienwäldchen. Dazu wird Gardinenhaus Rybicki gereicht.
Wow, der Laden in Reinickendorf hat zwar eine moralisch extrem unmögliche Kombination aus einer Nationalflagge mit dem Salonnamen "HAAR WERT" in Nazifarben, aber er ist immerhin klimatisiert. In der Peripherie kein Standard.
Potsdam: Wir lauerten einem Cabrio-Doppeldecker "Historische Stadtrundfahrt Potsdam" mit K.I.Z. und einem übersteuerten Verstärker auf. Wahrscheinlich das Highlight dieser Fahrt. Peter Pan Syndrom? Einige Minuten später wurden wir dann wieder venünftig und ich schloß endlisch mein Handy mit der Gun-App an den Verstärker an, um das Teil dann voll aufzudrehen und mit dem Cabrio und Maschinengewehrgeräuschen ein soziales Drive-By-Shooting an Passanten zu verüben.
Schönefeld. Neben einer Menge Müll, der genau in der Einflugschneise des Flughafens lag, gab es noch einen extra für uns platzierten Bürostuhl, von dem aus wie entspannt beobachten konnten, wie EasyJet direkt über uns britische Touristen ins Berghain deportiert.