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Das Ding mit Kurzhaarfrisuren ist ja so:

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1986-1988 war ich übrigens das süße Mädchen mit den schulterlangen hellblonden Locken bei dessen Anblick alle Frauen zwischen 12 und 45 Jahren “Ohhhhhhhh!” schrien und die etwas betagteren Mütterchen zwischen 46 und 99 begannen sturzflutartig vor Rührung zu weinen. Mutter ließ mich nie unbeaufsichtigt im Garten liegen.

Eines Tages beschlossen meine Eltern im zarten Alter von drei Jahren (also ich), dass nun es Zeit für eine Veränderung sei, um dem Niedlich-Hype ein schroffes Ende zu setzen und mich für mein späteres Leben ausreichend zu wappnen. Ich sollte nicht mehr das süße Kind mit den Löckchen sein, sondern Ada Blitzkrieg, Handwerkerin, Skaterin, Fussballerin, Naziverprüglerin und Chefin. Kleidung trug ich fortan von meinem älteren Bruder. Ausrangiert und cool. Meine Gummizughosen in neutraler Farbgebung und Strickpullover mit Werkzeugmotiven waren meine Zöpfe. Meinen ersten Rock trug ich mit 20 Jahren.

Ich bekam also meinen ersten Kurzhaarschnitt. Stilecht mit dem Topf und einer Küchenschere. Mutters Hände schnippelten an meinem Schicksal. Mit meiner neuen Pottfrisur ging ich dann in die Welt und wurde schnell Vorstand einer Jungsbande, die zudem drei Jahre älter als ich war. Kommandieren. Mein Befehl war unanfechtbar.

Irgendwann wuchsen dann die Haare nach, aber die Macht bliebt. Manchmal machen Eltern ganz schön viel richtig. Danke!

Heute möchte Ich möchte schon alleine keine Kurzhaarfrisur, weil die ersten fünf Ergebnisse meiner Google-Bildersuche nach “Kurzhaarfrisuren” diese sind:

  1. Es muss ständig so unglaublich gute Laune machen kurze Haare zu tragen!

  2. Ein Denkmal für missverstandenen Feminismus.

  3. Forschungsgegenstand - Korrelation Inzucht und Kurzhaarfrisuren.

  4. Ich möchte nicht darüber sprechen!

  5. Jetzt weiß ich was es heißt, wenn man sagt, dass Haare “liegen”.

Published 31 May 2012