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Fashion Entry: Mein Lieblingsshirt

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Tagesaktuell zur Berliner Fashion Week, die derzeit wieder tausende Menschen mit Schweinefuß-Schuhen in die ohnehin schon total überfüllte Stadt an der Spree stolpern lässt, möchte ich den Auftakt zu einer neuen Serie hier auf Textkrieg starten:

Fashion Entry: Heute über mein Lieblingsshirt.

Es begab sich also zu der Zeit, in der ich mich im letzten Herbst mal wieder in San Francisco aufhielt, als mein Handy klingelte und mich meine aufgelöste Mutter informierte, dass meine Großmutter soeben (einige Tage vorher) verstorben sei. Hanna, mein Vorbild in Sachen Feminismus und Herrenstyle. Ich erlitt einen emotionalen Streifschuss.

Irgendwie traurig das Ganze, dachte ich mir. Und ich bin ja auch so ein schrecklich sensibler Mensch. Das wußte ich inzwischen sehr wohl. Also verabschiedete ich meine Frau Mutter und zog los, um mich gewaltsam abzulenken und beschloss alles zu essen, was meinen Weg kreuzte und irgendwie lebensbejahend daherkam. Nach getaner Arbeit, einige Tage später, fühlte ich mich wieder regeneriert. Allerdings spannten die wenigen Shirts, die bei der Anreise in meinem Koffer im Gepäck Platz gefunden hatten, über meinem Bauchschinken und ich fand mich gezwungen, in einem äußerst energetischen Schub, der mich aufgrund meines Erfolgerlebnisses hinsichtlich der totalen Verdrängung meiner Gefühle ereilte, erneut in die Strassen von San Francisco zu drängen und mich zu bekleiden, wie so ein Mensch, der modebewusst ist und einen lockeren Geldbeutel besitzt. Da mir Mode aber nicht viel gibt, ausser Verhüllung meines ohnehin perfekten Körpers und Schutz gegen Klimaauswirkungen, und ich mein Geld im Allgemeinen auch eher lieber in Essen investiere, zog es mich auf den Weg zum lokalen Thrift Shop, um mich mit Body Positiven Übergrößenshirts auszustatten, statt mich zu bemitleiden.

Wie es der Zufall so wollte (ich habe ihn zwar nicht persönlich fragen können, aber ich nehme an, es war ganz nach seinem Gusto) fand ich mich inmitten eines großen Halloween Ausverkaufs des gammeligen Second-Hand Shops wieder. Vermutlich war ich aber bereits mittags schon superstoned und somit mein Geschmack an diesem Tag und die Folgen meiner breiten Entscheidungen auch besonders erlesen. Mein Fund bestätigt dies auch eindringlich im Nachhinein.

In Windeseile packte ich etwa zehn riesige Shirts in meinen Korb und eilte ohne Anprobe zu Kasse, denn ich wußte dass ich gerade aufgrund der Geschehnisse in den letzten Tagen in der Mitte groß war und dass mir folglich große Shirts auch passen würden. Für das XXL-Shirt mit einem aufgedruckten Jesús Malverde, dass stark nach Schweiß roch, ausgewaschen und ausgebeult war, zahlte ich kaum einen Dollar und verschwand mit Sonnenbrille und Laseraugen in die taghellen Strassen des Mission Districts, in dem mexikanische Einwanderer das Erscheinungsbild auf so wundersam attraktive Art und Weise prägen. Natürlich nicht ohne mir vorher eine Torta Cubana “with fried cuban beef, chicken, bacon, ham, pig legs, ground beef, hot dogs, cheese, scrambled eggs and lettuce” und einen 1l Becher Ben & Jerry’s zu kaufen.

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Jesús Malverde, possibly born as Jesús Juarez Mazo (1870-1909) (pronounced: [xeˈsus malˈβeɾ.ðe]), sometimes known as the “generous bandit”, “angel of the poor”, or the “narco-saint”, is a folklore hero in the Mexican state of Sinaloa. He is a “Robin Hood figure” who was supposed to have stolen from the rich to give to the poor.

He is celebrated as a folk saint by some in Mexico and the United States, particularly among those involved in drug trafficking. He is not recognized as a saint by the Catholic Church.

Kaum trug ich fortan das Shirt, fühlte ich mich auf wundersame Art und Weise sehr mächtig und absolut geschlechtslos (Macht kennt kein Geschlecht!), so dass ich beschloss, das Shirt immer dann zu tragen, wenn ich mich unendlich fühlte, was derzeit recht häufig vorkommt.

Das ist Fashion für mich.

Published 21 Jan 2015