How to hack pesto
In der Hauptstadt wohnen und ständig Pesto fressen, das geht ganz schön ins Geld und ist bei manchen ZEIT-Abonnenten der zweitgrößte Ausgabeposten. Ich beschloss irgendwann auf Pesto zu verzichten solange ich dieses Edelgematsche nicht von der Steuer absetzen kann. Das Zeug ist auf Dauer teurer als ein Kind durchzufüttern, es sei denn man versucht das Kind mit Pesto durchzubringen. Pesto ist aber auch mein Zugang zum Food Hacking gewesen und hat das unbedingte Interesse geweckt mich nicht mehr von Fertigprodukten aus der Tiefkühlboutique zu ernähren, sondern mein Essen mittels Grundzutaten selber zu konzeptionieren - nicht zuletzt um ein Verständnis für die Materie unserer Nahrung und die Zusammenhänge einer guten Küche zu erlernen.
Fickt Euch! Jamie Oliver war schon immer eine Art Magier oder moderner Guru für mich. Zugegeben, etwas angegeilt sitze ich bereits nachmittags in kurzen Hosen vor dem Fernseher, wenn dieser Typ einfach irgendwelche lebendigen Hühner in den Backofen wirft, mit einem 8m langen und 9km breiten Pinsel hauchdünn Senf auf ein Kobe-Rind aufstreicht oder einfach Schokolade und eine Jahresration Zucker zu einer 3mm Durchmesserkugel Insulin kreischender Perfektion komprimiert.
Um Euch einen kleinen Einstieg in die Basics des intuitiv anregenden Kochens zu geben, habe ich mich für einfache Rezepte entschieden, die aber jeder (ausser ganz ganz ganz schlimmen Menschen) ausnahmslos liebt: Pesto Verde und Pesto Rosso.
Pesto Rosso - Make it work, Ada!
Need:
Ergibt ein Glas:
- Getrockene Tomaten in Öl (300-400ml)
- Wer hat: Chipotles (2-3)
- Pinienkerne, Mandeln, Cashewkerne, Haselnüsse oder Walnüsse je nach Vorliebe gemischt (150g)
- Parmesan (100g)
- Chilipulver oder frische Chilis
- Petersilie
- Knoblauch
- Salz
DIY:
Es ist vollkommen egal für welche Nüsse Ihr Euch entscheidet, die Mischung aus Fett, Nüssen, Parmesan, Knoblauch und scharfem Kram schmeckt immer richtig geil. Ich persönlich hasse Walnüsse! Die schmecken alt und vergessen. Ich variiere bei meinem Pesto Rosso sehr gerne. Mal ein Pesto mit Chipotles aus der Dose, mal eines mit frischen Chilis oder Chilipulver. Mal Mandeln. Mal Cashews. Derzeit bin ich etwas auf Cashewnüssen hängen geblieben. Damit Ihr einen geilen und runden Nussgeschmack erzielt, solltet Ihr die Nüsse oder Kerne vor dem Verarbeiten klein hacken und in einer Pfanne ohne Fett kurz bräunen. Passt dabei gut auf, denn die Nussbiester brennen unglaublich unverschämt schnell an. Wer arbeitslos ist, als Freiberufler viel Zusatzzeit übrig hat oder einfach nur vor Freunden angeben will, wirft am Ende noch einen Teelöffel Honig in die Pfanne und karamellisiert die Nüsse ein paar Sekunden. Wow, das muss schnell gehen! Die Nüsse jetzt abkühlen lassen und erstmal ein Glas Rotwein trinken.
Nun aber zum eigentlichen Pesto: Das Öl der getrockneten Tomaten auffangen. Petersilie hacken, Chipotle oder Chilis hacken, Knoblauch hacken, abgetropfte getrockenete Tomaten hacken. Hackt einfach alles! Knoblauch packe ich in der Regel immer die 4-fache Menge der empfohlenen Angabe in ein Rezept, weil ich weiß, dass die meisten Leute überängstlich mit Knoblauch sind - was sehr schade ist. Ich nehme 4-6 Knoblauchzehen.
Nun das aufgefange Öl der Tomaten mit einem Schuss Olivenöl vermengen und mit den gehackten Zutaten in einem Gefäß pürieren. Nach dem Pürieren den feingeriebenen Parmesan dazu geben.
Nun kommt der eigentlich heikle Punkt, an dem Ihr Euch gut ausprobieren könnt: Das Würzen und Abschmecken. Einfach mit Salz und Chillipulver perfektionieren. Würzen, probieren, nachwürzen, probieren. In kleinen Schritten an den perfekten Geschmack rantasten und den Zenit nicht überschreiten. Wenn die Konsistenz zu trocken ist, fügt noch einen kleinen Schuss gutes Olivenöl bei. Nun das Pesto in ein altes Honig- oder Marmeladenglas füllen und ab in den Kühlschrank.
Wie lange das Pesto hält? Keine Ahnung. Bis es schimmelt!
Pesto Verde - Make it work, Ada!
Im Ernst, was Ihr genau in Euer Pesto werft, ist mir egal. Für mich ist die Hauptsache und der “Trick” mit dem auch jeder Anfänger sein eigenes Pesto kreiren kann, dass niemals an den Grundzutaten gespart wird. Wer am Basilikum oder am Olivenöl spart - oder sich seine Pinienkerne beim Gemischtwarenladen aus dem 6 Jahre unangetasten Nussfach greift (Passiert mir nicht nochmal!) - hat nachher lediglich eine schlecht schmeckende gesalzene Butter als Produkt. Iren mögen sowas. Wir möchten aber heute Pesto herstellen. Deswegen gilt unbedingt: Den besten Basilikum kaufen (den gibts erfahrungsgemäß nicht bei LIDL, sondern auf dem Wochenmarkt am Maybachufer, den Märkten Eurer Stadt, im Bioladen oder selbst angepflanzt.
Need:
Ergibt ein Glas:
- Olivenöl (200ml)
- Basilikum (100g)
- Parmesan (50g)
- Pinienkerne (50g)
- Ziegenfrischkäse (optional 2EL)
- Knoblauch (4 Zehen)
- Salz
DIY:
Die Zubereitung unterscheidet sich nicht von der des Pesto Rosso. Am besten schmecken die Pinienkerne, wenn sie vor der Verarbeitung in einer heißen Pfanne ohne Fett von allen Seiten geröstet werden.
Alle Zutaten hacken. Den Parmesan reiben. Nun alles in einem Gefäß mit Olivenöl mit dem Pürierstab zerkleinern. Der Parmesan wird allerdings erst ganz zum Schluss feingerieben untergemengt. Optional gebe ich noch 2EL Ziegenfrischkäse bei, der ist aber wirklich nur was für Fans und Liebhaber von Ziegenprodukten, verkürzt zudem die Haltbarkeit des fertigen Pesto, macht das fertige Produkt etwas fluffig-cremiger und schmeckt einfach nur groß. Am Ende die pürierte Masse mit Salz abschmecken. Auch hier gilt: Immer nur wenig salzen und probieren. Nachsalzen und probieren, bis Ihr Euch der richtigen Intensität angenähert habt. In ein Glas füllen und dann nach einmaligem Konsum zu leckerer Pasta zum Verschimmeln in eine uneinsichtige Ecke Eures Kühlschranks stellen.
Schickt mir Eure Pesto! “Ich muss ein neues Pesto beantragen!”