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Wie ist das so als Freiberufler?

Menschen fragen mich, wie das so als Freiberufler ist. Dazu kann ich nichts sagen, denn meistens erreicht mich die Frage erst gar nicht.

 

Zu Uhrzeiten, wo andere arbeiten und Fragen fragen, liege ich noch im Bett oder wieder. Wenn es an der Tür klingelt, schrecke ich ängstlich zusammen. Die Option, dass jemand etwas von mir wollen könnte, ängstigt mich. Ich baue sozial ab. Deutschland und ich, wir sind uns ähnlich.

 

Ich arbeite gerne. Ich habe viele Ideen. Diese Ideen werfen alle kein Geld ab. Derzeit dienen sie dazu meinen Namen zu verbreiten und mich selbst als Marke zu etablieren. Davon bezahlt sich kein Strom. Ich schnorre ständig. Der Pfandautomat ist mein Girokonto.

 

 

Nachmittags stehe ich dann meistens doch auf. Duschen kann tagesfüllend sein, wenn man es von einer Notwendigkeit zu einem Hobby degradiert. Ich dusche unser Wasser weg. Ich zahle keine Steuern. Aber ich produziere Kunst. Drei gute Gründe mich zu hassen.

 

Meine Projekte erledige ich im Schnelldurchlauf. Ich habe zu viele Ideen und zu wenige Aufträge. Mutter sieht das auch so.

 

 

Seit ein paar Wochen träume ich häufig meine Zähne zu verlieren. Die Traumdeutung hat dazu ihre eigene Meinung und stempelt mich als asoziales Monster ab. Zähne gelten als "Waffen in einer Ellenbogengesellschaft". Ich mag den Wettbewerb und ich mag Waffen. Eine Ellenbogengesellschaft ist der Kampf, den ich benötige.

 

Am Ende des Monats ist das Portemonnaie wieder leer und der Hunger plagt. Ich möchte dann lieber nicht mehr auf meinen Enthusiasmus und Arbeitspathos angesprochen werden. Zyklisch bewerbe ich mich bei AstroTV und als Reinigungskraft. Kunst und Hunger gehören zusammen wie Priklopil und Baumärkte. Und ich führe Protokoll.

 

Published 18 May 2011